Elisen-Lebkuchen braucht Zeit.
Deshalb machte ich mir wohl erst nach über acht Jahren Hermine Klein Blog’s die Freude und hackte, backte, schälte und glasierte diesen sonderbar untypischen oder mir unbekannten Lebkuchen.
Schon das Hacken der Mandeln war für das Stadt-Prinzesschen – zu dem ich mittlerweile verkümmert bin -Schwerstarbeit und verschuf mir Blasen an den Fingern. Doch während die Orangeate einweichte und der englische Bär das Junge sittete, blieb ausreichend Zeit, um mich mit meinem Kinderjausenmesser der Mandelzerhackprobe zu stellen.
Elisen-Lebkuchen braucht Zeit. Und Pfeilwurzelmehl auch. Pfeilwurzelmehl ist in den Slums dieser Stadt nicht zu bekommen und die Oblatten waren überraschenderweise vermutlich schon längere Zeit aus der Schachtel verschwunden gewesen… Im Grunde hatte ich wohl etwas zu wenig Zeit für Elisen-Lebkuchen vor allem wenn Stadtverkehrsstau und Weihnachtsgrippe es einer unmöglich machen in der wohlbehüteten Komfortzone des Grazer Nobelviertels ihre Bioläden durchzudringen…
To make a longlstory short: So füllte ich also dieses seltsame Mandel-Honig Gemisch über Nacht in kleine Förmchen. Ohne die Pfeilwurzelbrise war das ganze sowieso zu flüssig um sich auf Scheiben zu halten…
Natürlich ist das alles, Mandel-Honig-Teig und Papierförmchen, beim Backen eine beinahe unzertrennbare Symbiose eingegangen, was meiner mittlerweile Fuß gefassten Beziehungsneurose natürlich gehörig gegen den Strich ging. Um diese Verbindung schleunigst zu sabotieren und einen getrennten Zustand wiederherzustellen machte ich mich nach der heißen Backofenszene daran, jedes einzelne Futzerl Papier in untypischster Sorgfalt wieder vom Kuchen herunterzukletzeln. Ganz nach dem Motto: die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Und noch mehr Blasen.
Frisch getrennt und schwarz glasiert liegen sie nun in der Eiseskälte am Balkon, wo von den lauen Sommernächte längst vergangener Tage nur noch eine eingerollte Hängematte übrig geblieben ist. Diese bittere Stimmung wird ihnen ihre letzten romantischen Gefühle aus erster Backnacht ausfrieren…
…oder aber es war eh schon das Christkind da und hat sie alle aufgegessen. Vielleicht bleibt ja bei diesem mitternächtlichen Balkonfliegen auch ein Christkind-Patscherl in der Honig-Mandel-Teig-Schoko-Geschichte kleben und es gibt endlich einen Anhaltspunkt um sich auf die Suche nach dem echten Christkind zu machen… Der Schuh ist zu klein, das echte Christkind ist noch daheim. Viel zu viel Christkind für dieses Blog. Und jeden Geschmack.
Kurz gesagt: Der Elisen-Lebkuchen ist wie die Liebe.
Er braucht Zeit.
Er schmeckt süß. …und gut. …so gut.
Und: er tut weh.
Guten Appetit, Ihre HK.